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 deutsche geschichte / german history / 18024 Views

Mehr als drei Millionen Trabant verlassen von 1957 bis zum 30. April 1991 die Sachsenringwerke in Zwickau. Zeit für einen Rückblick.  1993 sind in Deutschland noch 900.000 der "Rennpappen" zugelassen. Bis heute hat sich die Zahl auf 25.000 reduziert. 

Man mag von dem kleinen Rennpappen Auto aus der DDR halten, was man will: Für die Menschen der DDR ist er über 30 Jahre der mobile Begleiter. Und als der eiserne Vorhang fällt, trägt er die DDR-Bürger in den Westen. Dort wird der Trabant verlacht. Lediglich 3,56 Meter lang, angetrieben von einem 600 Kubikzentimeter großen Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 26 PS und Vierganggetriebe tuckert er mit seinen Insassen in die Freiheit. Aber er fuhr und war unverwüstlich.

Der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau wurde am 1. Mai 1958 durch den Zusammenschluss zweier Traditionsbetriebe gegründet.

Der Zusammenschluss der beiden Zwickauer Traditionsbetriebe, des "VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerke" (vormals Horch-Werke) und des "VEB Automobilwerk AWZ Zwickau" (vormals Audi-Werke) zum "VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau", erfolgte symbolträchtig am 1. Mai 1958. Mit der Vereinigung der beiden Unternehmen wurde eine wesentliche Voraussetzung zur Großserienfertigung des Pkw Trabant geschaffen. Der erste Kleinwagen vom Typ "AWZ P 50" (später "Trabant P 50") war bereits am 7. November 1957, als Vorserienfahrzeug beim VEB Automobilwerk AWZ Zwickau vom Band gelaufen. Die serienmäßige Produktion des Trabants begann 1958 beim VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Das weltweit erste Serienkraftfahrzeug mit Duroplastbeplankung und seinen Modifizierungen (P 50, P 50/1, P 50/2, P 60, P 601 und T 1.1) wurde in einer Stückzahl von über drei Millionen gefertigt. 

Mit dem Fall der Mauer 1989 war auch das baldige Ende des "Volkswagens"-Ost besiegelte. Am 25. Juli 1990 lief der letzte Trabant des Typs P 601 vom Band. Beim VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, im letzten Jahr seines Bestehens als "GmbH", nahm die Nachfrage so rapide ab, dass das Unternehmen in Liquidation ging.Auch die 1991er Auflage des 1.1er Trabant-Kübelwagens im Funcar-Design als "Caro-Tramp 110", in Zusammenarbeit mit der IVM Engineering Neckarsulm GmbH, verhinderte den Absturz nicht. Mit dem am 30. April 1991 um 14.51 Uhr gefertigten Trabant 1.1 verließ nach 34 Jahren der allerletzte Trabant mit der Fertigungsnummer "3.096.099" das Werk. Eine große Fahrzeugära ging damit zu Ende.

1993 wurde die Sachsenring Automobilwerke Zwickau GmbH i.L. von Investoren aus Nordrhein-Westfalen gekauft und zu einem Automobilzulieferer, der späteren Sachsenring Automobiltechnik GmbH, umgebaut. Neue Wege? Neue Fahrzeuge? Ja, zum Beispiel der "Sachsenring uni1" E/TDI, ein geräumiger Hybrid-Van (Siebensitzer), wurde von der Sachsenring Automobiltechnik GmbH in nur zweieinhalb Jahren entwickelt und 1996 vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Begriffe "Hybrid" und "Van" der breiten Masse noch unbekannt. Das innovative Fahrzeug, das neben seinem serienmäßigen 1,9-Liter-TDI-Motor zusätzlich noch einen Elektromotor an Bord hatte, sollte ab 1998 als Großraum-Limousine und als Kleintransporter auf den Markt gebracht werden. 1997 erfolgte ein erfolgsversprechender Börsengang und die damit verbundene Wandlung zu einer "AG" (Aktiengesellschaft). Die Sachsenring Automobiltechnik AG galt zu diesem Zeitpunkt als besonderes Vorbild für den erfolgreichen Umbau eines ostdeutschen Traditionsunternehmens. Die Firma baute Türen für Audi, belieferte BMW, Jaguar, Opel und fertigte Fahrerhäuser für Lastwagen von Mercedes-Benz. Und der innovative "Van" von Sachsenring? Er blieb aus. Dafür brachten Volkswagen und Ford, wenn auch nicht als Hybrid, dennoch sehr erfolgreich "ihre" Van's auf den Markt. 

Der Erfolg ebbte ab. Im Frühjahr 2002 musste die Sachsenring Automobiltechnik AG mit damals noch 850 Mitarbeitern Insolvenz anmelden, wurde später zerschlagen und stückchenweise verkauft. Dem Topmanagement wurden schwerwiegende strategische Fehlentscheidungen vorgeworfen, welche außerdem zu einem Streit mit der Politik des Freistaates Sachsen führte und den Autozulieferer zusätzlich lähmte. Der einstige Kern von Sachsenring gehört heute zur HQM-Gruppe (Härterei und Qualitätsmanagement GmbH). Das Leipziger Unternehmen ist als Autozulieferer und in der Metallbearbeitung tätig. Bei ihrer Tochter, der HQM Sachsenring GmbH, in Zwickau arbeiten heute rund 300 Menschen und fertigen Karosserieteile und Achskomponenten.

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